Geschichte 


 Wahre Begebenheiten   


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1.Entführter deutscher Junge wird Apachekrieger

 

An einem sonnigen Tag im Mai des Jahres 1870 spielte der elfjährige Herman Lehmann auf dem Weizenfeld seiner Eltern im Hügelland von Zentral-Texas. Bei ihm waren sein achtjähriger Bruder Willie und seine beiden kleinen Schwestern Caroline und Gusta. Plötzlich wurden die Kinder von einer Gruppe Apachen-Krieger in voller Kriegsbemalung umringt. Zu Tode erschrocken rannten die Kleinen in Richtung Farm. Während die Mädchen entkamen, verschleppten die Indianer Herman und Willie. Sein Bruder wurde nach fünf Tagen von den Apachen freigelassen und kehrte zu seiner Familie zurück. Für Herman Lehmann jedoch begann eine harte Zeit, die er später in seiner Autobiografie "Neun Jahre unter Indianern" (Nine Years among the Indians, Herman Lehmann, Marvin J. Hunter, University of Mexico Press, 235 Seiten) niederschrieb.

Seine Eltern, Moritz und Augusta Lehmann, waren 1846 von Deutschland nach Texas ausgewandert. Als der junge Hermann entführt wurde, sprach er nur Deutsch und hatte noch keine Schule besucht. Aber er war kräftig für sein Alter und besaß Witz und Zähigkeit, die ihm halfen, die Jahre bei den Indianern zu überleben. In den ersten Tagen seiner Gefangenschaft wurde der Elfjährige von den Kriegern grausam gefoltert, für die Apachen ein gewohntes Ritual bei Feinden. Nackt, von Hunger, Durst und Schmerzen geplagt, rechnete Herman mit seinem Tod. Doch schließlich gab ihm ein Apache mit Namen Carnoviste, der später sein Ziehvater werden sollte, zu Essen und Trinken. Die Krieger hatten einen Büffel getötet und auf der Stelle geschlachtet. "Sie schnitten ein Stück von der Leber, schmierten Galle darauf und gaben es mir," schreibt Lehmann in seinen Memoiren. "Ich schluckte es herunter, aber es kam wieder. Ich schluckte es nochmal und es kam wieder. Sie schmierten noch mehr Galle darauf. Dann konnte ich das Fleisch unten behalten." Lehmann lernte später, frische, noch dampfende Eingeweide ohne Probleme zu essen. Und er lernte, wie man Spuren liest und jagt, mit Bogen, Gewehr und Messer kämpft und wie man skalpiert. Nach einigen Jahren wurde Lehmann zum jungen Apachen-Krieger. Er wurde Indianer und vergaß seine Herkunft. Mit seinem Stamm zog er durch den Südwesten und nahm an Dutzenden von Kämpfen teil, gegen Comanchen, Mexikaner, weiße Siedler und gegen die gefürchtete Polizeitruppe Texas Rangers.

Lehmanns Erinnerungen lesen sich wie ein Abenteuerroman: Er schildert seine Kämpfe und Verwundungen, das harte Leben im Freien, Schneestürme und Dürre. Der deutschstämmige Texaner war auch Augenzeuge grausamer Massaker, die die US-Kavallerie an den Indianern verübte. "Wir erreichten unser Lager, unter den Toten waren auch etliche Frauen," schrieb Lehmann. "Ich fand die Leiche von Batsena, einem tapferen Krieger, und neben ihm seine Tochter Nooki, eine hübsche junge Frau, die Eingeweide herausgeschnitten und skalpiert." Ein blutiger Zwischenfall zwang Lehmann, die Apachen zu verlassen. Die Indianer hatten von weißen Händlern wieder einmal billigen Whiskey erstanden. In einem riesigen Saufgelage kam es zum Streit zwischen verschiedenen Gruppen des Stammes. Im Rausch tötete der Medizinmann Lehmanns Ziehvater Carnoviste. Der Junge seinerseits erstach den Medizinmann und mußte fliehen. Nach einem Jahr in der Verbannung, die Lehmann allein in einem Canyon verbrachte, schloß er sich einer Gruppe von Comanchen an, die ihm den Namen Montechina gaben. Herman Lehmann nahm mit den Comanchen an Kampfen gegen feindliche Stämme und gegen die US-Kavallerie teil und wurde später sogar von Kriegshäuptling Quanah Parker adoptiert. Doch auch die Comanchen gaben schließlich auf, legten ihre Waffen nieder und zogen in das Reservat Fort Sill in Oklahoma. Herman weigerte sich zunächst, seine Krieger zu verlassen. Erst im Mai 1878 wurde er durch Vermittlung von General Mackenzie zu seiner Familie in Loyal Valley im texanischen Bergland gebracht. Seine glückliche Mutter konnte den totgeglaubten Sohn in die Arme schließen, den sie kaum wiedererkannte. Herman hatte Mühe, sich an die für ihn fremde Welt zu gewöhnen und Deutsch, Englisch und die Gewohnheiten der Weißen zu erlernen. Er kam durch seine wilde Natur in viele Schwierigkeiten, er riß aus, stahl und kleidete sich in Indianerkleidung, um Nachbarn zu erschrecken. Noch lange schlief er im Freien und lehnte es ab, Schweinefleisch zu essen. Später fügte sich der junge Mann, heiratete im Jahr 1890 und hatte fünf Kinder. Seine Memoiren wurden 1927 veröffentlicht. Herman Lehmann wurde zu einer Art Berühmtheit. Doch immer wieder zog es ihn zu den Reservaten der Comanchen in Oklahoma zurück, die er oft besuchte. Er starb am 2. Februar 1932.

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